Das Essen an deutschen Schulen: Da vergeht auch Kindern der Appetit.
Fünf Jahre lang haben Wissenschaftler in Schulmensen in die Kochtöpfe geguckt. Was sie dort sahen, bewerteten sie glatt mit mangelhaft. Aber auch wenn Eltern den Kochlöffel schwingen, ist nicht alles gut.
Ungesund, verkocht, unhygienisch: Die Verpflegung in deutschen Schulmensen ist nach Einschätzung von Wissenschaftlern schlecht. "Es gibt Defizite, die man zum Teil als gravierend bezeichnen muss", stellte Ernährungswissenschaftler Volker Peinelt von der Hochschule Niederrhein am 13. Januar in Mönchengladbach fest. Rund 90 Prozent der Schulen in Deutschland erfüllten die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DEG) an gesundes Essen nicht. Grundlage dieser Einschätzung seien Erfahrungswerte aus fünf Jahren Forschung, vor allem in Nordrhein-Westfalen. Peinelt fordert eine verpflichtende Zertifizierung von Schulen und Zulieferern.
Selbst die frisch gekochten Mahlzeiten von Eltern, Lehrern und ehrenamtlichen Mitarbeitern seien nicht viel besser, sagte Peinelt. "Das geht in der Regel schief!" Es fehlten etwa Kenntnisse über Hygienestandards. Mängel gebe es vor allem aber bei den Billigzulieferern.
Das Essen wird viel zu lange warm gehalten
Grundsätzlich seien die langen Warmhaltezeiten das größte Problem, erklärte Peinelt. Das Essen werde extern gekocht, warm angeliefert und in den Schulen bis zu sechs Stunden lang warm gehalten - viel zu lang, meinte der Ernährungswissenschaftler. Die Vitamine seien nach der Zeit raus, das Essen sei zerkocht und der Geschmack dahin. Die Schüler äßen dann nur noch mit Widerwillen.
Bei zunehmendem Ganztagsunterricht müsse die Qualität von Schulessen ein Thema sein. Peinelt plädierte für einen neuen Ansatz: Essen müsse extern "al dente" gekocht, schnell heruntergekühlt und kurz vor der Verwendung mit einem Dampfverfahren erhitzt werden. "Der Geschmack ist wie frisch gekocht und es ist hygienisch", sagte Peinelt. Auch die Vitamine würden auf diese Weise bewahrt. Außerdem sei dieses Verfahren deutlich preiswerter. Umsetzen könnten das aber nur hochqualifizierte, professionelle Zulieferer.
Nach Angaben des Wissenschaftlers sollte zudem das Angebot der Speisen ausgewogener gestaltet werden. "Es sollte mindestens einmal pro Woche ein Fischgericht, jeden Tag Gemüse und Salat sowie regelmäßig
Vollkornprodukte
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angeboten werden. Fleisch sollte fettarm und nicht paniert sein, und bei den Nachspeisen sind Milchprodukte und Obst sehr wünschenswert", erklärte Peinelt.
Noch sei die Bereitschaft der Schulmensen, sich in die Töpfe gucken zu lassen, gering. Die Wissenschaftler schauten in den vergangenen fünf Jahren bei 200 Schulmensen vor allem in NRW genauer hin - im Rahmen von Studienarbeiten, Projekten und Zertifizierungen. Bei einem Projekt des Landes hätten sich 100 Schulmensen kostenlos zertifizieren lassen können. Kaum eine Mensa aber habe das gewollt. Laut Peinelt sind bundesweit rund 50 Zulieferer zertifiziert.
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